Bamberg Hexenverfolgung – Die grausamste Jagd auf „Hexen“ in Franken
Hexenverfolgung in Bamberg – Das düsterste Kapitel der Stadtgeschichte
Die Hexenverfolgung in Bamberg zählt zu den schlimmsten Hexenprozessen der frühen Neuzeit. Zwischen 1595 und 1631 wurden in der Stadt und dem Hochstift Bamberg unzählige Menschen der Hexerei beschuldigt, brutal gefoltert und schließlich auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Während viele Menschen heute an vereinzelte Fälle von Hexenprozessen denken, zeigt die Geschichte Bambergs eine erschreckende Realität: Die Jagd auf vermeintliche Hexen war systematisch, geplant und gnadenlos.
Doch wie konnte es so weit kommen? Welche Rolle spielten die politischen und kirchlichen Machthaber? Und warum gerieten selbst hochrangige Bürger in das Visier der Verfolger? In diesem Artikel gehen wir diesen Fragen auf den Grund, werfen einen Blick auf die Ursachen und zeigen, wie Bamberg heute mit diesem düsteren Erbe umgeht.
Das Wichtigste in Kürze
Infobox: Die Kernfakten zur Bamberger Hexenverfolgung
Zeitraum | 1595–1631 |
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Höhepunkt | 1626–1631 |
Opferzahl | Mindestens 880, vermutlich über 1.000 |
Betroffene | Alle Gesellschaftsschichten, sogar Kanzler und Bürgermeister |
Hauptverantwortliche | Weihbischof Friedrich Förner, Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim |
Ende der Prozesse | 1632 durch den Einmarsch schwedischer Truppen im Dreißigjährigen Krieg |
Aufarbeitung heute | Staatsbibliothek Bamberg, Ausstellungen, Gedenkveranstaltungen |
Inhaltsverzeichnis
Die Hexenjagd in Bamberg – Ein historischer Überblick
Der Beginn der Verfolgung – Angst und Aberglaube bestimmen das Leben
Die ersten belegten Hexenprozesse in Bamberg fanden bereits 1595 statt, doch ihr grausamer Höhepunkt lag zwischen 1626 und 1631. In dieser Zeit wurden hunderte Menschen verbrannt – ein unvorstellbares Ausmaß für eine Stadt mit damals nur 12.000 Einwohnern.
Doch was führte zu dieser Massenhysterie?
- Klimatische Veränderungen: 1626 kam es zu einer extremen Kälteperiode, die als „Kleine Eiszeit“ bekannt wurde. Die Ernteausfälle führten zu Hunger und Verzweiflung.
- Religiöser Fanatismus: Die Gegenreformation stärkte den Einfluss der katholischen Kirche, die den Hexenglauben aktiv förderte.
- Politische Interessen: Der Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim nutzte die Hexenverfolgungen, um seine Macht zu sichern und missliebige Bürger loszuwerden.
- Wirtschaftliche Motive: Beschuldigte verloren ihr Hab und Gut – das oft an die Obrigkeit fiel.
Der Fall des Bamberger Bürgermeisters Johannes Junius zeigt, wie schnell selbst angesehene Bürger unter Verdacht gerieten. In einem berühmten Brief an seine Tochter schilderte er seine verzweifelte Lage:
„Ich bin unschuldig! Aber die Folter ist so schrecklich, dass ich gestehen musste, was sie hören wollten.“
Er gestand schließlich unter Folter, mit dem Teufel im Bunde zu stehen – wie so viele andere vor ihm.
Wie funktionierten die Hexenprozesse in Bamberg?
1. Der Verdacht – Eine einzige Anschuldigung reichte aus
Der Hexenhammer („Malleus Maleficarum“) aus dem Jahr 1486 legte genau fest, wie Hexen zu erkennen und zu bestrafen seien. Ein Verdacht reichte oft aus, um einen Menschen ins Gefängnis zu bringen.
Typische Anzeichen für Hexerei waren:
Plötzliche Krankheit oder Tod in der Nachbarschaft
Merkwürdiges Verhalten oder Einsiedlertum
Armut (weil angeblich mit dunklen Kräften gestraft)
Reichtum (weil angeblich durch schwarze Magie erworben)
Schönheit (weil sie den Teufel verführen könnte)
Hässlichkeit (weil sie verdächtig wirkte)
Kurz gesagt: Niemand war sicher.
2. Die Verhaftung – Das Malefizhaus und die Folter
1627 ließ der Fürstbischof das berüchtigte Drudenhaus errichten – ein Spezialgefängnis für mutmaßliche Hexen. Hier wurden Verdächtige eingesperrt und gefoltert, um Geständnisse zu erzwingen.
Folterinstrumente wie Daumenschrauben, Streckbänke und das berüchtigte „Hexengestühl“ waren gängige Methoden. Die meisten Geständnisse entstanden unter diesen Qualen.
3. Das Urteil – Fast immer der Tod
In fast allen Fällen endete der Prozess mit einer Verurteilung. Die Angeklagten wurden öffentlich verbrannt – eine grausame Machtdemonstration der Obrigkeit.
Das abrupte Ende der Hexenverfolgung in Bamberg
1632 war plötzlich Schluss. Aber warum?
- Schwedische Truppen rückten während des Dreißigjährigen Krieges auf Bamberg vor. Dadurch brach die kirchliche und politische Ordnung zusammen.
- Der wirtschaftliche Schaden war enorm. Rund 900 Menschen waren hingerichtet worden, darunter Kaufleute, Beamte und Handwerker. Die Stadt konnte den Verlust nicht verkraften.
- Die Kritik an den Prozessen nahm zu. Selbst katholische Theologen wie Friedrich Spee von Langenfeld zweifelten öffentlich an den Prozessen und prangerten die Willkür an.
Viele überlebende Gefangene wurden entlassen – aber nur unter der Bedingung, nie über ihre Erfahrungen zu sprechen.
Bamberg und die Erinnerung an die Hexenverfolgung
Heute gibt es viele Möglichkeiten, sich mit diesem düsteren Kapitel auseinanderzusetzen:
- Die Staatsbibliothek Bamberg bewahrt zahlreiche Originaldokumente, darunter Folterprotokolle und Geständnisse.
- Ausstellungen und Themenwochen zur Hexenverfolgung werden regelmäßig organisiert.
- Historische Stadtrundgänge führen zu den Orten, an denen einst die grausamen Prozesse stattfanden.
Wenn du dich für Geschichte interessierst, lohnt sich ein Besuch in Bamberg. Gleichzeitig ist die Hexenverfolgung ein mahnendes Beispiel für die Gefahr von Aberglauben, Massenhysterie und Machtmissbrauch.
Fazit: Eine grausame Lehre aus der Vergangenheit
Die Hexenverfolgung in Bamberg zeigt, wohin Angst, Fanatismus und blinder Gehorsam führen können. Hunderte Menschen starben, weil eine Gesellschaft bereit war, ihnen die Schuld für unerklärliche Ereignisse zuzuschieben.
Doch was können wir daraus lernen?
- Hinterfrage Massenhysterie. In der Geschichte gab es viele „Hexenjagden“ – von politischen Säuberungen bis zu Fake-News-Kampagnen.
- Steh gegen Unrecht auf. Die Prozesse wurden erst gestoppt, als mutige Menschen dagegen argumentierten.
- Wissen ist der beste Schutz. Bildung und Aufklärung verhindern, dass sich solche Fehler wiederholen.
Bamberg erinnert uns daran, wie schnell sich eine Gesellschaft gegen die eigenen Menschen wenden kann – und wie wichtig es ist, aus der Vergangenheit zu lernen.
FAQ zur Bamberg Hexenverfolgung
Wann fanden die Hexenprozesse in Bamberg statt?
Die Hexenprozesse in Bamberg begannen 1595 und erreichten zwischen 1626 und 1631 ihren Höhepunkt. Während dieser Zeit wurden mindestens 880 Menschen als Hexen hingerichtet, oft nach grausamen Folterungen im berüchtigten Malefizhaus.
Warum war die Hexenverfolgung in Bamberg besonders intensiv?
Mehrere Faktoren führten zu einer extremen Verfolgungswelle: religiöser Fanatismus, politische Machtinteressen und wirtschaftliche Krisen. Besonders der Fürstbischof Johann Georg II. Fuchs von Dornheim und der Weihbischof Friedrich Förner trieben die Prozesse aktiv voran.
Wie endeten die Hexenprozesse in Bamberg?
Die Verfolgung endete abrupt 1632, als schwedische Truppen während des Dreißigjährigen Krieges Bamberg erreichten. Dadurch brach die politische und kirchliche Machtstruktur zusammen, und viele Gefangene wurden freigelassen.
Gab es prominente Opfer der Bamberger Hexenprozesse?
Ja, darunter hochrangige Persönlichkeiten wie Kanzler Georg Haan und Bürgermeister Johannes Junius. Junius hinterließ einen berühmten Brief an seine Tochter, in dem er die grausamen Foltermethoden schilderte, die ihn zu einem falschen Geständnis zwangen.
Wie erinnert Bamberg heute an die Hexenverfolgung?
Bamberg setzt sich aktiv mit seiner Geschichte auseinander. Historische Dokumente sind in der Staatsbibliothek Bamberg einsehbar, und es gibt regelmäßig Ausstellungen und Gedenkveranstaltungen. Zudem werden Stadtführungen zu den ehemaligen Schauplätzen der Prozesse angeboten.